York Höller (*1944) Klanggitter
[Vc,Klav,Synth,Tb] 1977 Dauer: 25'
UA: Witten (Wittener Tage für neue Kammermusik), 22. April 1977
Der Titel verweist auf die Grundidee des Stückes: Die Verflechtung „natürlicher“ und elektronisch transformierter Instrumentalklänge; die Aufhebung jener Dialektik von „konsonantem“ und „dissonantem“ Klangstil (analog: von „symmetrischer“ und „asymmetrischer“ Zeitgestaltung); eine ästhetische Position, die vom „Willen zur Synthese“ gekennzeichnet ist. Das Stück wird eröffnet vom akustischen Elementarereignis der reinen Quinte (Synthesizer), die anschließend vom Klavier zu einem „phrygischen“ Akkord (c/des/es/f/g) „aufgefüllt“ wird. Dieser Akkord übernimmt - vergleichbar dem „Zentralton“ älterer Kompositionstheorien - die Funktion eines „Zentralklanges“, denn er durchzieht in verschiedenen Varianten das ganz Stück und stellt gleichzeitig das Ausgangsmaterial für das Tonband dar. Zu diesem Zweck wurde dieser Klavier-Akkord künstlich auf mehrere Minuten verlängert und auf mannigfaltige Weise im elektronischen Studio verarbeitet. (Hier eröffnet sich eine neue Dimension des Variations-Prinzips!) Verschiedene Schlag-Klänge im und am Klavier sowie einige Cello-Klänge ergänzen die Klangbasis für das Tonband, die entsprechend der oben erwähnten Konzeption auf Klänge „elektronischer“ Provenienz gänzlich verzichtet.
(York Höller)