Volker Heyn (*1938) K'mon Siggibeybe
[Vc,Ens] 1985 Dauer: 20'
Solo: Vc – Fl(Picc).Ob(Eh).Klar(Kb-Klar.Sax) – Trp.Pos – Vl.Va.Vc.Kb
UA: Witten (Wittener Tage für neue Kammermusik), 27. April 1986
bei den streichinstrumenten - spezifisch beim Violoncello - scheint mir eine ideale akustische voraussetzung gegeben, unvorhersehbare übersprünge vom tradierten schönklang (nur eine vorgespannte Larve?) ins ständig unter der oberfläche lauernde geräusch hörbar zu machen. was da „kipptönend“ ruhelos unter der oberfläche pulsiert, ist das ureigene Wesen des schwingenden instrument-körpers, das wir gekonnt überspielen, - zähmen.
... aller möglicher dramaturgischer umgang mit klingender materie, daß die akustik selbst zum tanzenden narren wird, ja - die akustik selbst, das akustische wesen - klang in seiner vitalitat; daß klang sich verselbständigt, oder daß ich dann klang als staksendes, mal flüchtendes, überstürzendes, sich selbst im wege stehendes wesen sehe - durchaus menschliches wesen. aber nicht mit gewollter tanzgestik oder tanzmimik, sondern einfach hin- und hergeworfen von der inerten energie im klang selbst
im strengen sinne kann man von den musiken, die mich jetzt interessieren, von komponieren nicht mehr reden, weil ich da herausfordere die selbständigmachung von klang durch riskante registratur. natürlich werden die partituren umso gestochener aussehen, aber gerade das gegenteil will ich klanglich: nämlich die verselbständigung des anarchen akustischen wesens
also nicht mehr komponieren, sondern der versuch, zu lenken - tönendes material in seiner eigenwilligen unbestimmbarkeit zu entziffern
den gewünschten provozierten moment des zufalls mit präzisester notation auffangen
denn irgendwo geht durch den klang hindurch ein dünnster faden, die seele des klangs - unstete, ganz unberechenbare bewegungen - und das interessiert mich vom instrument, von mal zu mal wieder neu; deshalb kommt kaum melodie zustande, kann gar nicht in frage kommen, denn das sind äußerlichkeiten, das sind von menschenhand manipulierte manierismen, das ist manier, das ist höflich-höfische gebärde
(Volker Heyn)