Cornelius Freundt (1535–1591) Das Weihnachtsliederbuch
nach der Originalhandschrift in der Zwickauer Ratsschulbibliothek herausgegeben von Karl Georg Göhler [gCh]
Neuausgabe von Diethard Hellmann
64 Seiten | 19 x 27 cm | 154 g | ISMN: 979-0-004-41186-5 | Broschur, Fadenheftung
Nach den wieder aufgelegten „Altdeutschen Weihnachtsliedern“ (ChB 2782) von Arnold Mendelssohn ist dies die zweite Chorsammlung, deren Reprint für die Weihnachtskonzerte von besonderem Interesse sein wird. Freundt selbst ist Hauptkomponist der Sammlung, Chorsätze von z. T. namhaften Zeitgenossen ergänzen das 64 Seiten starke Heft.
01. Johann Herman | Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich | |
02. Unbekannter Komponist | Gaude, gaude laetare – Freut euch und jubiliert | |
03. Thomas Popelius (?) | Virga Jessae floruit | |
04. Cornelius Freundt | Von edler Art ein Kindlein zart | (5-stimmig) |
05. | Zu Bethlehem, im Krippelein | (siehe Vorwort) |
06. Cornelius Freundt | Jetzt sproßt herfür aus Davids Stämmelein | |
07. Thomas Popelius | Joseph, lieber Joseph mein, wes ist | |
08. Cornelius Freundt | Freu dich, Sion, und jubilier | |
09. Thomas Popelius (?) | Psallite! – Sing und klingt | |
10. Unbekannter Komponist | Geboren ist uns der heilige Christ | |
11. Cornelius Freundt | Ihr Kinderlein, hört fleißig an | |
12. Cornelius Freundt | Wie schön singt uns der Engel Schar | |
13. Jacobus Clemens non Papa | Ein Kindlein ist uns heut geborn | |
14. Cornelius Freundt | Sehr große Ding Gott hat getan | |
15. Johann Walter (1544) | Joseph, lieber Joseph mein, hilf mir wiegen | (5-stimmig) |
16. Arnoldus de Fine (1568) | Das alte Jahr vergangen ist | |
17. Cornelius Freundt | Heut kommt zu uns vom Himmelsthron | |
18. Cornelius Freundt | Helft mir Gotts Güte preisen | |
19. Johann Walter (1544) | In dulci jubilo | |
20. Josquin Baston | Heut ist geboren Gottes Sohn | |
21. Cornelius Freundt | En praeter rerum seriem – Ein Kindlein klein zu Bethlehem | |
22. Cornelius Freundt | Ihr Himmel, preist und lobet Gott | |
23. Cornelius Freundt | Was Gott aus Lieb im Paradeis | |
24. Cornelius Freundt | Vom Himmelsthron kommt Gottes Sohn | |
25. Unbekannter Komponist | Uns ist geborn ein Kindelein | (6-stimmig) |
26. Cornelius Freundt | Ein Kindlein klein zu Bethlehem | |
27. Cornelius Freundt | Freut euch, ihr Menschenkinder all |
Aus dem Vorwort zur Erstausgabe
Die vorliegende Ausgabe des „Weihnachtsliederbuches des Zwickauer Kantors Cornelius Freundt“ (geb. um 1500, gest. 1591) will kritisch und wissenschaftlich sein, indem sie genau das Original wiedergibt oder bei Änderungen dies ausdrücklich vermerkt, nur die Versetzungszeichen der Handschrift in die Liniensysteme aufnimmt, die hinzugefügten dagegen zwischen die Zeilen stellt, die Originalschlüssel jeweils zu Anfang des Stückes angibt. Der Praxis will sie dienen, indem sie die Stücke transponiert, den Text möglichst sangbar unterlegt und die Werte der Noten verkürzt.
Wegen des Weihnachtsliederbuches, überhaupt wegen des bisher gänzlich unbekannten Cornelius Freundt, muß ich auf meine Abhandlung über diesen Zwickauer Kantor (1565-1591 an St. Marien) verweisen, die im V. Heft der „Mitteilungen des Zwickauer Altertumsvereins“ erschienen ist.
Verwendung können die Lieder in der verschiedensten Weise finden, zunächst im Gottesdienst. allerdings nur zum Teil (vgl. die Bemerkung auf S. 55 meiner Abhandlung), wenigstens im Hauptgottesdienst nur mit Auswahl; sehr geeignet sind sie dagegen fast durchweg für Weihnachtsmetten und Weihnachtsvespern; das geistliche Konzert dürfte mit Nummern wie 4, 12, 14, 25 sehr glücklich bereichert werden, daneben sind die Stücke auch für den Gesang in der Familie, der doch zu Weihnachten noch in vielen Häusern gepflegt wird, sehr passend. – Weggelassen ist aus der Sammlung Nr. 5, von der nicht nur eine Stimme fehlt, sondern bei der auch die erhaltenen Stimmen teilweise unsicher überliefert sind. Bei Nr. 4 und 26 sind die Stimmen, die fehlen, nach anderen Handschriften der Zwickauer Bibliothek, bei Nr. 15 ist der zweite Sopran nach dem Walterschen Gesangbuch ergänzt. Der zweite Sopran zu Nr. 25 rührt vom Herausgeber her, ist jedoch, wie man leicht sehen kann, fast durchweg aus anderen Stimmen wörtlich herübergenommen und fast sicher. Gerade diese Nummer 25 ist wunderschön und verdient die Beachtung unserer Chöre.
Am Anfang des Bandes sind die Texte genau nach dem Original wiedergegeben; bei der Verbreitung, die die Lieder in Gesangbüchern des 17. Jahrhunderts gefunden haben, rechtfertigt sich dies wohl genügend; die Hymnologen unserer Tage haben damit eine bequeme Möglichkeit, Vergleiche anzustellen, wenn sie auf Freundtsche Lieder stoßen.
Da mehrere von den Liedern bereits im modernen Konzert und im Gottesdienst erprobt sind, hofft der Herausgeber, daß sie sich auch bei weiteren Chören und bei Musikhistorikern Freunde erwerben.
Dr. Georg Göhler, Zwickau, im September 1897
Vorwort zur Neuausgabe
Die vor nunmehr 57 Jahren von Dr. Göhler besorgte Erstausgabe des Weihnachtsliederbuches von Cornelius Freundt ist seit langem vergriffen. Das Verlangen nach diesem lebendigen Denkmal deutscher Vergangenheit regte zu einer Neuausgabe jenes Werkes an. Bei aller Hochachtung vor dem großen Verdienst Göhlers um das Freundtsche Weihnachtsliederbuch konnte es dabei nicht bei einem uneingeschränkten Abdruck der Erstausgabe bleiben. Was vor über einem halben Jahrhundert bei den Bemühungen um die Wiederverlebendigung alter Musik unerläßlich schien – eine Überbezeichnung des Notentextes aus dem Geist der Romantik – würde heute unserem Streben um stilechtes und werkgetreues Musizieren zuwiderlaufen. Die Neuausgabe verzichtet folglich bewußt auf jegliche Zusätze dynamischer Art. Einen weiteren Mangel der Erstveröffentlichung bilden die für unsere allgemeine Chorpraxis meist zu hoch vorgenommenen Transpositionen der einzelnen Stücke. Die Neuausgabe versucht eine Notierung in der am besten sangbaren und klanglich entsprechenden Lage. Das bereits von Göhler gepflegte Verfahren, die originalen Schlüssel zu Beginn eines jeden Satzes abzudrucken, wurde beibehalten und läßt die ursprüngliche Tonart leicht erkennen. Der Herausgeber entschloß sich ebenfalls zu einer Wiedergabe des Notentextes in moderner Takteinrichtung. Es ist dabei selbstverständlich, daß eine lebendige Interpretation nur durch das „Singen vom Wort her“ möglich ist. – Die Notenwerte wurden großteils verkürzt, um die Übersicht nicht durch ein Vielen ungewohntes Notenbild zu erschweren. Eine Besetzung durch drei Frauen- bzw. Knaben- und eine Männerstimme, wie sie die Nr. 26 vorsieht, ist ebenso auf einen Teil der übrigen Sätze übertragbar und läßt das Buch auch in solchen Chören Verwendung finden, die über einen sehr geringen Bestand an Männerstimmen verfügen.
Abschließend sei es dem Herausgeber gestattet, sich nochmals der Hochachtung gegenüber dem in diesem Jahre verstorbenen Erstveröffentlicher, Herrn Dr. Georg Göhler, zu versichern, dessen Bemühung um die Wiedererweckung der alten Musik – aus der Situation seiner Zeit heraus verstanden – eine Tat war!
Diethard Hellmann, Leipzig, im Juli 1954