César Franck (1822–1890) Sonate A-dur
[Vl(Fl/Va),Klav]
56 Seiten | 23 x 30,5 cm | 236 g | ISMN: 979-0-004-17576-7 | geheftet
Der Einfluss, den Cesar Franck (1822-1890) als Komponist und Pädagoge auf die französische Musik seiner Zeit und seiner Nachfolger ausübte, war außerordentlich groß. Francks Hinwendung zur reinen Instrumentalmusik, die Integration der kontrapunktischen Satztechnik in die romantische Musiksprache und die formale Anlage seiner Werke, die auch in Sonate und Symphonie zur Monothematik tendieren, wirkten stilbildend. Typisch für Francks Hauptwerke sind ferner kühne chromatische Modulationen auf engstem Raum - was Claude Debussy später veranlasst haben soll, Franck als „Modulations-Maschine" zu bezeichnen. Nur wenige Werke aus dem umfangreichen Schaffen Cesar Francks, das u. a. zahlreiche Klavierkompositionen, Orgelstücke, Symphonische Dichtungen, mehrere Oratorien, zwei Opern, Lieder und Kammermusik umfasst, sind im heutigen Konzertrepertoire fest verankert. Diese erfreuen sich jedoch großer Beliebtheit: die d-moll-Symphonie, die Variations symphoniques" für Klavier und Orchester, einige Orgel- und Klavierkompositionen und nicht zuletzt die A-dur-Sonate für Violine und Klavier.
Dieses Werk entstand 1886 und ist dem belgischen Geiger Eugene Ysaye (1858-1931) gewidmet. Schon bald gehörte es zum Standardrepertoire aller Violinvirtuosen. Wahrscheinlich wurde schon zu Lebzeiten des Komponisten die erste Transkription - eine Ausgabe für Violoncello und Klavier - veröffentlicht. Dass Franck diese Einrichtung gebilligt habe, ist zwar nur mündlich überliefert, wird aber von den Cellisten gerne angenommen. Auch die Flötisten können sich auf eine relativ frühe Fassung für ihr Instrument berufen. Ob derartige Bearbeitungen eines erfolgreichen Stückes für verschiedene Solo-Instrumente den Absichten des Komponisten wirklich entsprachen, sei dahingestellt. Die Legitimität ihrer Aufführung bleibt immer eine persönliche Ermessensfrage. Sie muss etwa lauten: rechtfertigt das neu gewonnene „Kolorit" der Transkription den Verlust des originalen Klangbildes? Und in unserem besonderen Falle: ist der Flötist imstande, dem Ausdruck, der von der Violine gefordert wird, zu entsprechen? Im Hinblick auf das generell steigende Niveau des solistischen Flötenspiels dürfte dieser Anspruch wohl immer häufiger erhoben werden.
Die Partitur der vorliegenden Neuausgabe wurde nach dem Autograph Cesar Francks (Pierpont Morgan Library, New York) revidiert. Tempo-, Artikulations- und dynamische Bezeichnungen wurden dabei so genau wie möglich übernommen. Offensichtlich fehlende Akzidentien wurden stillschweigend ergänzt, Bezeichnungen des Herausgebers sind eingeklammert.
In der separaten Solostimme sind die Änderungen und Ergänzungen des Herausgebers nicht speziell kenntlich gemacht. Sie lassen sich jedoch durch den Vergleich mit der Partitur leicht feststellen. Auf die originale, aber von den meisten Interpreten (auch von Adolf Busch) nicht beachtete Artikulation im zweiten Satz, Takt 34ff: und 158ff, sei abschließend für die Ausführung mit Flöte besonders hingewiesen. Das non-legato und die Phrasen-Abschlüsse mit kurzen Achteln (anstatt Vierteln) stellen für den Flötisten, der beim ersten Einsatz auf die tiefer liegende Oktave verzichten muss, eine musikalisch wesentliche Interpretationsvariante dar.
Basel, Frühjahr 1988