Hanns Eisler (1898–1962) Leipziger Sinfonie
Rekonstruktion (1998) bearbeitet von Tilo Medek [Orch] 1959-62 Dauer: 20'
2(Picc).2.2.2 – 4.3.3.1 – Pk – Schl(2) – Klav – Str
Als Hanns Eisler 1962 starb, hinterließ er eine Skizzenmappe mit der Aufschrift Leipziger Symphonie - ein solches Werk hatte Eisler als Sohn der Stadt (er wurde am 6. Juli 1898 in Leipzig geboren) drei Jahre zuvor dem Gewandhausorchester versprochen. Die Idee einer Leipziger Symphonie gefiel ihm, auch im Hinblick auf die 800-Jahr-Feier der Stadt 1965. Aber nicht nur sein desolater Gesundheitszustand, sondern auch Probleme der Form und der Ästhetik hinderten Eisler an der Vervollständigung. Die Verfertigung des Werks machte ihm große Mühe. Zurück aus dem Exil kam Eisler in die sich gerade gründende DDR und bemerkt 1961 zu seiner Symphonie: Für wen schreibe ich das? Wer sind meine Hörer? Das sind die Menschen der DDR. Die kennen kaum diese Tradition der klassischen Musik. Ich muss also etwas Neues bieten und die klassische Musik überspringen. Um etwas Praktisches, Brauchbares aber doch Neues zu geben und den Standard meines musikalischen Denkens zu halten. Das ist für mich ungeheuer kompliziert. Deutlich reflektiert dies sein beinahe lebenslanges Schaffensproblem: Das Bestreben, den Widerspruch zwischen Verständlichkeit und Kunstanspruch aufzuheben.
Das in der Mappe gesammelte Material mit Film-, Bühnen- und Gelegenheitsmusiken war für den Eisler-Kenner Tilo Medek aussagekräftig genug, um das viersätzige Werk für die Uraufführung im Eisler-Jahr 1998 zu vervollständigen. Medeks Version der Leipziger Symphonie ist Eislerschen Intentionen nachempfunden, schreibt Jörg Clemen in der Leipziger Volkszeitung: Medek hielt sich an klare Formen, schlagkräftige Direktheit, filmische Prägnanz. Herrlich, wie Eisler-Medek im letzten Satz (Marsch ohne Worte) die Blechbläser auffahren lässt. Erst im flotten Gleichschritt mit den Streichern, dann zunehmend als schräge Selbst-Parodie.
1. Vorspiel und Idylle (Wilhelm Tell) |
2. Con moto 1 |
3. Con moto 2 (Die Hexen von Salem) |
4. Marsch ohne Worte (Linker Marsch) |