Johannes Maria Staud (*1974) missing in cantu (eure paläste sind leer)
Musiktheater [Soli,GCh,Orch] 2022/23 Dauer: 78' Text: Thomas Köck
Soli: SSMezTTBbar – Schauspieler – Chor (mind. 32-stimmig) – Schl(Bühne) – 2.2.2.2 – 4.2.2.1 – Schl(3) – Klav.Cel(E-Klav) – 6.6.4.4.2 – Elektronik
Uraufführung: Weimar (Kunstfest Weimar), Deutsches Nationaltheater, 2. September 2023
Auftragswerk des Kunstfestes Weimar und des Deutschen Nationaltheaters Weimar
Personen: Echo, Hexe (S) – Reporterin (Mez) – Don Gairre, Kameramann (T) – Don Stepano (Bbar) – Drogenabhängiger Hausbesitzer (Schauspieler)
Thomas Köcks Theaterwerk eure paläste sind leer (all we ever wanted) - eine missa in cantu liegt in gekürzter und adaptierter Form meiner neuen Oper zugrunde.
Thomas Köck ist ein spannender Dramatiker, dessen Arbeit ich schon seit längerem beobachte und dessen musikalische Sprache geradezu ideal als Vorlage für ein Musiktheaterwerk scheint.
Die drei Themenstränge des Librettos: im Palast – ein dystopisches Bild, quasi aus der Zukunft; am Amazonas - ein Bild aus der Vergangenheit: die Suche der Konquistadoren nach Eldorado; in Suburbia – ein Bild aus der Gegenwart, das die Opiatepidemie in der westlichen Welt in den Fokus nimmt; bedürfen jeweils einer eigenen, ganz charakteristischen Musik. Mein Motto war: Vielfältigkeit ja, Beliebigkeit nein. Es gibt schließlich eine Fülle an musikalischen Querbeziehungen zwischen den Strängen, die auch im Libretto so kunstvoll miteinander verflochten sind. Thematisch sind sie jedenfalls zeitlos und brennend aktuell zugleich - eminent politisch, aber sprachlich stets poetisch und eigenwillig umgesetzt. Das hat mich für die Musik sehr inspiriert.
„Dieser mächtige, laute, melancholische Gesang, in den immer mehr Stimmen und Erinnerungen einfallen“ (Thomas Köck), bietet mir in seiner durchaus experimentellen Anlage geradezu die ideale Vorlage, um ein multiperspektivisches Werk über den Kapitalismus, die Macht und ihre missbräuchliche Verwendung zu komponieren. Ich stelle mir ein schillerndes, komplexes, Ganzes vor, das traditionelle Kategorien wie Arie, Rezitativ, Ensembleszene oder Chorpassage zugunsten einer mehrschichtigen, hybridhaften Szenenanlage in den Hintergrund treten lässt.
Eine neue Art der Narration, weder statisch noch linear, bei der Musik wie Text ihre Autonomien zwar behalten sollen, sich bisweilen aber zu einem eigenwillig-soghaften Amalgam vermischen sollen, schwebte mir dabei vor.
(Johannes Maria Staud, Juli 2023)
01. | (aber ich habe dich geliebt) |
02. | (die fenster zerschlagen) |
03. | (weit diesen fluss hinab) |
04. | (aus tiefem schlummer wieder aufgeschreckt) |
05. | (okay, ich habe die kamera laufen) |
06. | (hier hast du deine sprüche verkauft) |
07. | (sie meinte, ihr sei irgendwie schlecht geworden) |
08. | (ich habe mich dumm gestellt) |
09. | (das gericht hat getagt) |
10. | (bildbeschreibung: die ewig gleichen bilder) |
11. | (alles, was ich aus der geschichte gelernt habe) |
12. | (das hier soll eldorado sein) |
13. | (da fehlt doch was in all den liedern) |
14. | (wie viele sind da drin) |
15. | (und da stehst du plötzlich zwischen den säulen) |