Johannes Maria Staud (*1974) Now for Something Different
Bright Music for Dark Times [Fl,Fg,Klav] 2020 Dauer: 15'
Uraufführung: Melk/Österreich, (Kultursommer Stift Melk), 21. August 2022
Auftragswerk der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
80 Seiten | 23 x 30,5 cm | 315 g | ISMN: 979-0-004-18867-5 | geheftet
„And now for something completely different“: Diese Phrase ist eigentlich das Gegenteil einer geschmeidigen Überleitung - und in dieser tauglich-untauglichen Funktion zum geflügelten Wort geworden. Die britische Komikergruppe Monty Python pflegte nämlich einst die Sketche ihrer Fernsehserie „Monty Python’s Flying Circus“ (1969–74) mit diesem abrupten Themenwechsel zu „etwas ganz anderem“ zu verbinden. Was hat das mit Johannes Maria Stauds Trio für Flöte, Fagott und Klavier zu tun?
Das Trio kommt über weite Strecken im swingenden Zwölfachteltakt daher, die häufigste Vortragsbezeichnung ist „groovy“, der Drang zum Mitsummen groß: Sowohl aus seinen Opern „Berenice“ und „Die Weiden“ hat Staud teilweise Liedmaterial geschöpft als auch für die vier Hauptabschnitte seine populäre Ader frisch angezapft - und schon im ersten Abschnitt meint man bei den in rascher Folge von F-Dur aus chromatisch aufsteigenden Tonarten verfolgen zu können, wie sich der Komponist wie ein musikalischer Münchhausen Halbton für Halbton am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf zieht. Zusammen mit dem tonalen Zentrum scheint sich auch die Stimmung zu heben: ein willkommener Effekt. Für die drei ebenso verbindenden wie trennenden Zwischenspiele – Monty Python! – greift Staud auf Beethoven zurück: Zweimal zitiert er aus dem Kopfsatz der „Grande Sonate pathétique“ c-Moll op. 13, einmal aus dem langsamen Satz des „Erzherzog-Trios“ op. 97. Beide erklingen aber in veränderter Form, teils transponiert, teils mit seiner eigenen Tonsprache überblendet: „Früher habe ich Zitate gehasst, aber auch da bin ich - zumindest in diesem Werk - lockerer geworden. Sie haben für mich nichts Postmodernes, sondern sind eher objets trouvés, die als Scharniere genau hineinpassen.“
Die auftraggebenden Musikerinnen reagierten amüsiert und begeistert auf diese Musik, die sich nicht scheut, selbst fröhlich zu sein und damit Freude zu bereiten. "Mein Umgang mit Innovation ist reflektierter geworden", sagt der Komponist, "während die Spontaneität des Schaffens, vielleicht sogar die Naivität, mehr ins Zentrum meiner Aufmerksamkeit gerückt ist.“
Etwas wirklich anderes in der Neuen Musik.
(Walter Weidringer)