Johannes Maria Staud (*1974) Am Horizont (… schon ganz woanders …)
[Ens,Zuspielung] 2020 Dauer: 11'
Fl(A-Fl).Klar(B-Klar).A-Sax(T-Sax) - Trp - Schl - Cel(E-Piano) - Vl.Va.Vc.Kb - Zuspielung
Uraufführung: Innsbruck (Herbstfestival), 31. Oktober 2020
Auftragswerk von PHACE und Osterfertival Tirol, mit Unterstützung durch das Wiener Konzerthaus
Hannah (Crepaz) und Reinhard (Fuchs) gewidmet
Am Horizont (...schon ganz woanders...) beschäftigt sich auf musikalischem Terrain mit der Frage, wie es denn um den Horizont, dieses eigenartige Sehnsuchtskonstrukt, wirklich bestellt ist. Wenn ich dort jemals ankommen sollte, wäre dieser schon wieder ganz woanders ... er ist ein lebenslanger Fluchtpunkt, wirkt im Anblick des Meeres besonders suggestiv und bleibt eine Metapher für so vieles. Eric Rohmers Film "Le Rayon Vert" (frei nach Jules Verne) fällt mir da unweigerlich ein – wenn das geheimnisvolle, grüne Leuchten am Horizont zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs wirklich einmal aufblitzt, wird die ganze Welt (und die eigene Zukunft) ganz plötzlich in ein durch und durch surreales und phantastisches Licht getaucht, eine ganz eigenartig optimistische Stimmung entsteht.
Mein Werk ist für zehn Instrumente und Zuspielungen, die aus körnigen, klackernden, blubbernden Klängen bestehen, für das wunderbare Ensemble PHACE komponiert. Beide Klangebenen durchdringen sich fortwährend und thematisieren ein immer wieder aufblitzendes, schwer einordenbares Bedeutungsfeld im Irgendwo zwischen Vorder- und Hintergrund, oszillieren zwischen Hier und Dort, nah und fern – im Banne eines sich beständig verschiebenden Horizonts.
(Johannes Maria Staud, 2020)