Isabel Mundry (*1963) Endless Sediments
Neufassung 2019 [Orch] 2018/19 Dauer: 16'
3(B-fl).2.2(B-Klar).B-Klar.2(Kfg) – 2.2.2.1. – Schl(3) – Hfe.EGit – Klav – Str: 6.6.6.4.4
Uraufführung: Köln, WDR Funkhaus, 23. Juni 2018
Uraufführung der Neufassung: Stuttgart, 8. Dezember 2019 (Württembergisches Staatsorchester Stuttgart, Ltg. Jonathan Nott)
In der Komposition geht es um Spuren zeitlich oder räumlich ferner Musik. Es geht um ihr Aufblitzen und um ihre Schichtungen und Umschichtungen im Jetzt meiner Klanggestalten. Jene Spuren sind dabei keine Zitate, sondern Formen und Verfahrensweisen, wie sie dort entstehen, wo Musik aus Mnemotechniken resultiert und nicht aus der Schrift, also aus dem Aufführen – Hören – Erinnern – Aufführen – usf. Der erste Teil bezieht sich auf ein fünfschichtiges polymetrisches Muster, wie wir es entfernt aus außereuropäischen Kulturen kennen. Es ist zu komplex, um es vollständig zu erfassen. In immer neuen Weisen fokussiert die Musik manche seiner Schichten und lässt andere dafür verschwimmen. Die dadurch je entstehenden neuen Formen provorzieren unwillkürlich weitere Verzerrungen. Der zweite Teil entfaltet die Narration einer einstimmigen Melodie, die sich zwar gelegentlich auffächert, doch immer wieder zum Monodischen zurückkehrt. Mein inneres Modell dafür waren Formen, wie sie im Gregorianischen Choral entstanden sind. Der dritte Teil widmet sich schließlich dem Zuruf, also der Responsorialität von Klängen und deren Schwankungen wie Transformation, wie sie wohl in allen Kulturen zu finden war oder zu finden ist.
(Isabel Mundry, 2019)