Reinhard Seehafer (*1958) Die Wüste hat zwölf Ding
Meditation nach Worten von Mechthild von Magdeburg [FSt,Trp,Org] Dauer: 10'
Auch nach achthundert Jahren erreichen uns Mechthild von Magdeburgs Worte noch ganz unmittelbar und wecken unser Bedürfnis nach ganzheitlicher Besinnung und meditativer Entschleunigung.
ISMN: 979-0-004-18648-0
Mechthild von Magdeburg, geboren um 1207, gestorben ca. 1282 im Kloster Helfta bei Eisleben, hat etwa 40 Jahre als Begine in Magdeburg gelebt und gewirkt. Geboren auf einer Burg in der Umgebung der Stadt, schloss sie sich mit ungefähr 20 Jahren der Armutsbewegung an und wählte den „Abstieg“ von der Burg in die Stadt. Bis heute bekannt ist sie durch ihr Buch Das fließende Licht der Gottheit, das sie in Niederdeutsch, der Sprache des Volkes und der Armen verfasst hat. Hier verbindet sich die Brautmystik des alttestamentarischen Hohen Liedes mit der Poesie des höfischen Minnesangs zu einer poetischen Neuschöpfung, die ihrer unmittelbaren Gotteserfahrung eine äußerlich fassbare Form verleiht. Mechthilds Buch gilt als das bedeutendste Beispiel der deutschsprachigen Mystik vor Meister Eckhart.
Geschwächt von Anfeindungen und Krankheit zog sie sich um 1270 nach Kloster Helfta zurück. Hier schrieb bzw. diktierte sie das letzte Kapitel ihres Buches – und erlebte eine unerwartete Altersblüte!
Die Wüste hat zwölf Ding
Du sollst minnen das Nicht,
Du sollst fliehen das Icht.
Du sollst alleine stahn
Und sollst zu niemand gahn.
Du sollst sehre unmüßig sein,
Und von allen Dingen frei sein
Du sollst die Gefangenen entbinden
Und die Freien zwingen.
Du sollst die Siechen laben
Und sollst doch selbst nichts haben
Du sollst das Wasser der Pein trinken
Und das Feuer der Minne mit dem Holz
der Tugend entzünden.
So wohnest Du in der wahren Wüste.