Edison Denissow (1929–1996) Signes en blanc
Zeichen in Weiß [Klav] 1974 Dauer: 17'
Uraufführung: Warschau, 26. September 1974
16 Seiten | 23 x 30,5 cm | 92 g | ISMN: 979-0-004-18851-4 | geheftet
„Signes en blanc“ (Zeichen in Weiß) ist mit zwei Versen Marcel Schwobs aus „Le Livre de Monelle“ überschrieben: „Et le royaume parut, mais il était muré de blancheur.“ (Und das Königreich erschien, aber es war von einer Mauer aus Weiß umgeben.) Es handelt sich um eine phantastische Evokation, gedämpft in den hohen Lagen des Klaviers, die sich zwischen dem vierfachen Piano und dem Mezzoforte vollzieht, mit einem kurzen eintaktigen Forte kurz vor den abschließenden Arabesken, bei dem der Gedanke an Stockhausens „Klavierstück IX“ aufkommt. Die vom Komponisten eingesetzten langen Resonanzen der Akkorde verleihen dem Stück eine zeitgenössische Atmosphäre, die sonst nur bei Messiaen zu finden ist, und schließlich bildet der Titel „Signes en blanc“ einen offenkundigen Gegensatz zu Claude Debussys „En blanc et noir“ (In weiß und schwarz).
Was aber in diesem musikalischen Gemälde vorherrscht, das wie ein akkurater und zarter Stich anmutet, nach den Worten des Komponisten „so rasch wie möglich“ und mit geflügeltem Stift entworfen, und zu dem man bei Henri Michaux eine bildliche Entsprechung finden könnte – das ist die ganz und gar eigene und besondere Atmosphäre, in der die Noten wie Sterne funkeln und in der gedämpft traurige, kaum entworfene Melodien erklingen. Dieses abstrakte Werk bleibt sehr slawisch in seiner Farbe, seiner Phantasmagorie und seinen irrealen Akkorden, befreit von der expressionistischen Schwere eines Scriabins, von der Verbindung zur Tonalität abgeschnitten.
(Jean-Pierre Armengaud)
CD:
Jean-Pierre Armengaud (Klavier)
Mandala MAN 4888
Jean-Pierre Armengaud (Klavier)
harmonia mundi France
LDC 2781057