Hans Ulrich Engelmann (1921–2011)

Hans Ulrich Engelmann war ein äußerst vielseitiger Komponist. Sein kompositorisches Œuvre umfasst heute mehr als 100 Werke fast aller Gattungen.

„Ich möchte einen Komponisten in Analogie setzen zu einem Architekten, der ein Haus baut ... Wie er sich den Grundriss eines Hauses aufzeichnet, lege ich den architektonischen Fahrplan für den Aufbau der Komposition fest. ... Diese Planung erleichtert mir die Arbeit; denn ich muss genau wie ein Architekt suchen, dass ich Anhaltspunkte, dass ich etwas Greifbares habe ... ähnlich den Gerüststangen an einem Haus.“ (Hans Ulrich Engelmann, 1996)

1921

am 8. September in Darmstadt geboren

1945-1947

Architekturstudium

1947

Beginn der Kompositionsstudien bei Wolfgang Fortner, erste Teilnahme bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Kranichstein/Darmstadt (Kurse bei Ernst Krenek und René Leibowitz), Studium der Musikwissenschaft (Gennrich, Osthoff), Philosophie (Adorno, Horkheimer, Gadamer), Germanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main

1949

Stipendium der Harvard Universitiy

1951

Promotion über das Thema "Béla Bartóks Mikrokosmos"

1953

längerer Studienaufenthalt in Reykjavik (Island)

1954

Auswahl zur "Tribune internationale des compositeurs"

1954-1961

musikalischer Berater, Dramaturg und Regieassistent bei Gustav Rudolf Sellner am Hessischen Landestheater Darmstadt

1955

Kompositionspreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie

1960, 1967, 1983

Rompreise der Villa Massimo

1960

"Prix Lidice" - Internationaler Rundfunkpreis von Radio Prag

1960-1968

mehrfach Dozent der Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, Gastdozent in Skandinavien (Oslo, Bergen, Kopenhagen, Stockholm, Helsinki, Tampere)

1961-1969

dramaturgische Mitarbeit am Nationaltheater Mannheim

1969-1986

Professor für Komposition an der Musikhochschule in Frankfurt am Main

1969

Kompositionspreis der Deutschen Rundfunkindustrie

1971

Johann-Heinrich-Merck-Ehrung Darmstadt

1972/1973

künstlerischer Beirat am Theater der Stadt Bonn

1977

Gastprofessur Universität Gent

1978/1979

Gastprofessur Universität Frankfurt am Main (Musikpädagogik)

1979-1984

Gastprofessur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach

seit 1982

Mitglied im GEMA-Werkausschuss

1983

Gastprofessur an der Universität Tel Aviv und der Rubin-Akademie Jerusalem

1984

Kompositionsseminar in Amsterdam (Gaudeamus-Stiftung)

1985

Seminare in Moskau und Vilnius

1986

Goethe-Medaille des Landes Hessen

1986, 1987, 1991

Kompositionskurse bei "Jeunesses Musicales" Weikersheim

1987

Kompositionskurs in Bourges (Frankreich)

1991

Verleihung des BundesverdienstkreuzesDozent beim Darmstädter "Jazz-Forum"

1993

Dozent bei der Darmstädter Frühjahrstagung (Institut für Neue Musik und Musikerziehung)

1994

Kurator der Akademie für Tonkunst Darmstadt

1995

Dozent an der Columbia-University (USA) - Missouri

seit 1995

Vorsitzender im GEMA-Werkausschuss

1997

Hessischer Verdienstorden

2006

Ehrensenatorwürde der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/Main

2011

am 8. Januar nach langer Krankheit im Alter von 89 Jahren in Darmstadt verstorben

Schriften von Hans Ulrich Engelmann

a) Vergangenheitsgegenwart (Autobiographie), Darmstadt: Justus von Liebig-Verlag, 2001

b) Aufsätze zur Musik
- Dodekaphonie und Musikgeschichte, in: Melos 10/1952, S. 273-276
- Bela Bartoks Mikrokosmos. Versuch einer Typologie Neuer Musik, Diss. Würzburg 1953
- Dallapiccolas „Canti di Liberazione“, in: Melos 3/1956, S. 73-76
- Verlust der Heiterkeit?, in: Melos 11/1956, S. 305-307
- Kurt Weill heute, in: Darmstädter Beiträge zur Neuen Musik, Bd. 2, Mainz 1960
- Fragen serieller Kompositionsverfahren, in: Bericht zum Internationalen Musikwissenschaftskongress, Kassel 1962, S. 375-379
- Joseph Berglinger und Adrian Leverkühn oder: Über die Wärme und über die Kälte, in:
Neue Zeitschrift für Musik 12/1963, S. 470-472
- Inspiration - Idee - Imagination, in: Neue Zeitschrift für Musik 10/1964, S. 420-422
- Oper und Musiktheater heute, in: Neue Zeitschrift für Musik 9/1965, S. 43-45
- Akustische Bausteine des Schauspiels, in: Melos 1/1966, S. 1-5
- Rhythmus und bildnerisches Denken, in: Melos 9/1966, S. 261-267
- Schönbergs Variationen für Orchester, in: Melos 12/1966, S. 396-400
- Musik - Mode - Politik, in: Melos 12/1967, S. 444-449
- Selbstgespräch über die Funkoper, in: Melos 11/1968, S. 418-423
- Musik und Technologie, in: Publikationen der Hochschule für Gestaltung, Offenbach
1981, S. 37-44
- William Hogarth - Igor Strawinsky, in: Ausstellungskatalog „William Hogarth“, Kunsthalle Darmstadt 1981, S. 44-47
- Künstlerische Existenz - Moderne - Freizeitkultur, in: Publikationen der Hochschule für Gestaltung, Offenbach 1983, S. 101-104
- Über Paul Hindemith, in: Die großen Frankfurter, Frankfurt am Main 1994, S. 236-245

Schriften über Hans Ulrich Engelmann

Eine umfangreiche Sammlung enthält das Buch „Commedia humana. Hans Ulrich Engelmann und sein Werk“, Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 1985; mit Beiträgen (von Hans Günther Bastian, Ulrich Dibelius, Ellen Kohlhaas, Claus Kühnl, Martin Kürschner, Wolf-Eberhard von Lewinski, Gerhard Müller-Hornbach und Ursula Stürzbecher) und einer ausführlichen Bibliographie. Hier einzelne neuere Arbeiten:

Dümling, Albrecht: Freiheit oder Beliebigkeit. Über den Komponisten Hans Ulrich Engelmann, in: Der Tagesspiegel, 9. Februar 1990
Elzenheimer, Regine: „... bei aller Kunst, die einen etwas angeht, das Gefühl der Vergeblichkeit ...“ Interview mit H. U. Engelmann, in: Booklet zur CD MELISMA 07173-2 (1999)
Knauer, Wolfram: Hans Ulrich Engelmann und der Jazz, ein Dialog, in: Jazz und Komposition. Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 2, Hofheim 1993, S. 27-36
Kohlhaas, Ellen: „Der Mut, solch zweckfreiem Tun sein Leben zu verpfänden“. Portrait Hans Ulrich Engelmann, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 8. September 1991
Kopp, Jan: Hans Ulrich Engelmann, in: Komponisten der Gegenwart, München 1992ff.
Kurz, Karl Wieland: Portrait Hans Ulrich Engelmann, in: Booklet zur CD MELISMA 07173-2 (1999)
Sramek, Christoph: Portrait Hans Ulrich Engelmann, in: Konzerte des Sächsischen Musikbundes Leipzig, November 2000
Thiel, Jürgen: „Ein Baumeister der Töne“, in: GEMA-Nachrichten Nr. 154, November 1996
Zietsch, Heinz: Mit dem Ohr am Puls der Zeit. Zum 80. Geburtstag des Darmstädter Komponisten Hans Ulrich Engelmann, in: GEMA-Nachrichten, Nr. 164, November 2001, S. 38-41


Lexikonartikel

Artikel über Engelmann erschienen u. a. in: MGG, Brockhaus/Riemann, Honegger/ Massenkeil, Reclams Konzertführer „Neue Musik seit 1945“, Meyers Enzyklopädisches Universallexikon, Großer Brockhaus, International „Who's who in music“, The New Grove Dictionary of Music and Musicians, Dictionary of the 20th Century Music, Encyclopédie de la musique, Internationaler Konzertführer „Przewodnik Konzertowy“
Media vita in morte sumus (1942)
für 2 Bässe, Chor, 2 Trompeten, Orgel und Kontrabass
Selbstverlag

Floret silva (1944)
für 3 gemischte Chöre
Selbstverlag

Zwei Sonatinen für Klavier (1945)
Selbstverlag

Toccata (1948)
für Klavier
UA Frankfurt am Main 1948
Schott

99 Takte für Cembalo (1951/52)
Selbstverlag

Die Mauer (1954)
für Soli, Chor, Saxophon, Schlagzeug, Klavier und Orchester
Selbstverlag

Atlantische Ballade (1955)
für Alt- und Bariton-Solo, Streichorchester und Schlagzeug (2 Spieler)
Selbstverlag

Magog (1955/56)
für Solisten, Chor, Ballett und großes Orchester
Selbstverlag

Die Freiheit (1957)
für Soli, Chor, Schlagzeug und Streichorchester
Selbstverlag

Metall (1958)
für Soli, Chor, Schlagzeug und 2 Klaviere
Selbstverlag

Operette (1959)
für Solisten, Chor, Ballett und Orchester (variable Besetzung)
Selbstverlag

Verlorener Schatten (1960)
für Solisten, Chor, Ballett und Orchester
Selbstverlag

Serpentina (1962/63)
Ballett
Selbstverlag

Duplum (1965)
für 2 Klaviere
UA Hamburg 1965
Tonos

Manifest vom Menschen (1966)
für Soli, Chor und Orchester
Selbstverlag

Divertimento (1966)
für Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott
Selbstverlag

Coincidentials (1971)
Ballettmusik (elektronisch)
UA Heidelberg 1971

Capriccio elettronico (1972)
elektronische Musik
UA Frankfurt am Main 1972


Außerdem schrieb Engelmann mehr als 20 Bühnenmusiken zu Theaterstücken
(u. a. von Calderon, Molière, Shakespeare und Strindberg) sowie sechs Filmmusiken.