Cornelius Schwehr (*1953) Winterdeutsch
[2Spr,Ens] 1993 Dauer: 40' Text: Christian Geissler
2Spr – Fl(Picc.KbFl).Klar(B-Klar) – Schl – Klav.Akk(ad lib) – Vl.Va.Vc.Kb
UA Stuttgart (Tage für Neue Musik), 2. Oktober 1993
UA Stuttgart (Tage für Neue Musik), 2. Oktober 1993
A) Der Text entfaltet sich auf den zwei Ebenen der erzählenden/sprechenden Personen. Es sind dies zwei Sprechweisen. Das sind zwei Räume.
1. Landschaft (L): Der Briefbericht von einer Frau. Entschlossen die Ruhe eines Grauens, die Bestimmtheit einer Freude. Lockend die Handfestigkeit. Im Kern der Arbeit der Gedanke: Es wird in kommender Zeit - sie schreiben: im Swing unserer neuen Ordnung - immer gefährlicher, ein Geheimnis zu haben, gar ihm zu folgen.
2. Lieder (K): Lyrische Reflexionen, in einem heimlichen Dialog mit L. Wie unter L nach außen berichtet und ermutigt wird, wird hier unter K nach innen befürchtet, bestimmt gewarnt. Es entsteht zwischen L und K die Spannung zwischen Aufbruch und Innehalten. Beide Räume stehen zueinander nur scheinbar in einem Widerspruch, wirklich bedingen sie einander: Es gibt keine Rettung; wehe wer nachläßt, nach einer Rettung zu suchen.
B) Die Musik für Kammerensemble und Akkordeon ist diesem Text nicht einfach, funktional, zugeordnet. Sie dient dem Text nicht, sondern geht ihren eigenen Weg, mit ihm zusammen. Den Bruch. Sie berichtet, mit ihren Mitteln, von Erfahrungen der Einbindung in ungeliebte Zusammenhänge, vom Wunsch nach und der Hoffnung auf andere Zusammenhänge, von der Möglichkeit der Veränderung und auch davon, daß das alles nicht genügt. Keine Programm-Musik also, sondern Musik mit ihren eigenen Mitteln über ihre spezifischen Voraussetzungen und Möglichkeiten.
So sollte und könnte, gemeinsam mit dem Text (in freiem Zusammenhang), ein Ganzes entstehen ohne wechselseitige funktionale und funktionierende Abhängigkeiten.
Es sind zwei Bewegungen, die einander gewachsen sind.
(Cornelius Schwehr)
Bibliografie:
Hiekel, Jörn Peter: (Nicht-)Verstehen und Überreden. Politische Akzentsetzungen in Musik, in: Berührungen. Über das (Nicht-)Verstehen von Neuer Musik (= Veröffentlichungen des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, Band 52), hrsg. von Jörn Peter Hiekel, Mainz u. a.: Schott 2012, S. 120-130
A) Der Text entfaltet sich auf den zwei Ebenen der erzählenden/sprechenden Personen. Es sind dies zwei Sprechweisen. Das sind zwei Räume.
1. Landschaft (L): Der Briefbericht von einer Frau. Entschlossen die Ruhe eines Grauens, die Bestimmtheit einer Freude. Lockend die Handfestigkeit. Im Kern der Arbeit der Gedanke: Es wird in kommender Zeit - sie schreiben: im Swing unserer neuen Ordnung - immer gefährlicher, ein Geheimnis zu haben, gar ihm zu folgen.
2. Lieder (K): Lyrische Reflexionen, in einem heimlichen Dialog mit L. Wie unter L nach außen berichtet und ermutigt wird, wird hier unter K nach innen befürchtet, bestimmt gewarnt. Es entsteht zwischen L und K die Spannung zwischen Aufbruch und Innehalten. Beide Räume stehen zueinander nur scheinbar in einem Widerspruch, wirklich bedingen sie einander: Es gibt keine Rettung; wehe wer nachläßt, nach einer Rettung zu suchen.
B) Die Musik für Kammerensemble und Akkordeon ist diesem Text nicht einfach, funktional, zugeordnet. Sie dient dem Text nicht, sondern geht ihren eigenen Weg, mit ihm zusammen. Den Bruch. Sie berichtet, mit ihren Mitteln, von Erfahrungen der Einbindung in ungeliebte Zusammenhänge, vom Wunsch nach und der Hoffnung auf andere Zusammenhänge, von der Möglichkeit der Veränderung und auch davon, daß das alles nicht genügt. Keine Programm-Musik also, sondern Musik mit ihren eigenen Mitteln über ihre spezifischen Voraussetzungen und Möglichkeiten.
So sollte und könnte, gemeinsam mit dem Text (in freiem Zusammenhang), ein Ganzes entstehen ohne wechselseitige funktionale und funktionierende Abhängigkeiten.
Es sind zwei Bewegungen, die einander gewachsen sind.
(Cornelius Schwehr)
Bibliografie:
Hiekel, Jörn Peter: (Nicht-)Verstehen und Überreden. Politische Akzentsetzungen in Musik, in: Berührungen. Über das (Nicht-)Verstehen von Neuer Musik (= Veröffentlichungen des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, Band 52), hrsg. von Jörn Peter Hiekel, Mainz u. a.: Schott 2012, S. 120-130