Verschiedene Autoren Denkmäler der Tonkunst in Bayern (Neue Folge)
Veröffentlicht von der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte
Frieden lobsingen – Werke von Johannes Werlin, Sigmund Theophil Staden, Melchior Franck und Andreas Berger
252 Seiten | 27 x 34 cm | 1.214 g | ISMN: 979-0-004-80293-9 | Broschur, Fadenheftung
Im Zentrum des Bandes stehen die beiden umfangreichen Sammlungen Werlins und Stadens. Dessen Erleichterung noch drei Jahre nach dem furchtbaren und schier endlosen Krieg findet gleich im ersten Teil seiner Friedens-Gesänge seinen greifbaren Ausdruck, wenn die drei Hauptströme Donau, Elbe und Rhein nacheinander ihre Friedens-Freude artikulieren. Geografisch macht der Band dem Reihentitel Denkmäler in Bayern alle Ehre, denn mit den Wirkungsorten Lindau (Werlin) einerseits, Coburg (Franck) und Nürnberg (Staden) andererseits, sind die heutigen Grenzen des Bundeslandes ziemlich genau abgesteckt.
Der Dreißigjährige Krieg hat eine Fülle von Kompositionen hervorgebracht, die sich direkt auf Gegebenheiten und Entwicklungen dieses historischen Ereignisses beziehen. In erster Linie handelt es sich um Klagen über die Verheerungen des Krieges, um Gebete zur Wiederbringung des Friedens und um Feiermusiken nach Abschluss des Westfälischen Friedens. Daneben sind Trauermusiken, vor allem auf Gustav II. Adolf zu nennen. Der vorliegende Band versammelt zwei der größten Werksammlungen und zwei Einzelkompositionen dieses Repertoires, die in den heutigen Landesgrenzen Bayerns erschienen sind. Es handelt sich um die Irenodiae oder Friedensgesänge (1644) des Lindauer Cantors Johannes Werlin, um die Musicalischen Friedensgesänge (1651) des Nürnberger Stadtpfeifers und Organisten Sigmund Theophil Staden, um das Suspirium Germaniae Publicum (1628) des Coburger Kapellmeisters Melchior Franck und um das Da pacem Domine (1635) von Andreas Berger. Die Einheit des Bandes stiftet also nicht, wie in der Reihe üblich, die Sammlung von Werken eines einzelnen Komponisten, sondern die alle vier Kompositionen einigende Bitte um Frieden.
Die Beschäftigung des Herausgebers mit Kompositionen zum Dreißigjährigen Krieg begann mit der Gründung einer Arbeitsgruppe unter seiner Leitung an der Universität Osnabrück im Wintersemester 1995/96 im Rahmen der Vorbereitungen zur Feier des 350. Jahrestages des Westfälischen Friedens 1998. Die studentischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Arbeitsgruppe, Alexandra Bast, Fridrun Freise, Andrea Peithmann, Anne-Beke Sontag, Tilman Wüstefeldt und Wolfgang Wissemann, eruierten in aufwendigen Recherchen entsprechend relevante Werke und erstellten Partiturversionen. Ihnen sei für sehr engagierte und uneigennützige Arbeit herzlich gedankt. Auf dieser Basis wurde vom Ensemble Weser-Renaissance unter der Leitung von Manfred Cordes 1997 eine Doppel- CD mit dem Titel „Friedens-Seufftzer und Jubel-Geschrey. Music for the Peace of Westphalia 1648“ beim Label CPO veröffentlicht. Darauf befinden sich alle in diesem Band veröffentlichten Werke, die großen Sammlungen in Auszügen. Konzerte mit dieser Musik veranstaltete das Ensemble in Münster und Osnabrück, die im Rundfunk gesendet wurden.
Viel später kam es zu dem Projekt, auf der Basis dieser Vorarbeiten einen Band mit Werken bayerischer Komponisten zum Dreißigjährigen Krieg zu erarbeiten. Ich danke der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e.V. für die Aufnahme des Bandes in die Reihe der Denkmäler der Tonkunst in Bayern. Mein besonderer Dank gilt dem Redaktor der Gesellschaft, Herrn Dr. Stephan Hörner, der das Erscheinen der Edition mit viel Unterstützung, Kompetenz und Engagement und mit ebenso viel Aufmunterung wie Geduld entschieden vorangetrieben und mitgeprägt hat. Großen Anteil am Entstehen des Bandes haben die Mitarbeiterinnen, denen ebenso herzlicher Dank gebührt: Anne-Beke Sontag hat im Rahmen einer Staatsexamensarbeit an der Universität Osnabrück zu Werlins Irenodiae eine erste Edition und beträchtliche historische Untersuchungen vorgelegt. Diese Arbeit hat Meike Albrecht im Rahmen einer Bachelor-Arbeit auf die Vorgaben der Reihe abgestimmt, entsprechend eine erste, von Andrea Peithmann angefertigte Partitur zu Staden angepasst und dazu eigene historische Untersuchungen angestellt. Andrea Peithmann hat die Editionen der Werke von Franck und Berger vorbereitet. Der Herausgeber konnte also, wie dargelegt, bei der Erstellung des Bandes auf wertvolle Grundlagen aufbauen. Vertiefende Untersuchungen zu den historischen Hintergründen und zur Werkgestalt sowie eine grundlegende Neugestaltung des Notentextes führten zu der vorliegenden wissenschaftlich-kritischen Edition.
Folgenden Bibliotheken sei für die Druckgenehmigung der Werke gedankt: Der Bischöflichen Zentralbibliothek (ehemals Proskesche Musikbibliothek) Regensburg, der Stadtbibliothek Nürnberg, der British Library London und der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main.
Durch die Hilfe zahlreicher Archive konnten neue Daten und Fakten zu den Komponisten und ihren Werken ermittelt werden. Gedankt sei Herrn Heiner Stauder vom Stadtarchiv in Lindau, dem Heimatkundlichen Dokumentationszentrum Lindau, dem Pfarrarchiv und dem Heimatmuseum in Oettingen, dem Archiv der Fürstenhäuser Oettingen-Wallerstein und Oettingen-Spielberg auf Burg Harburg/ Schwaben, der Stadtbibliothek Nürnberg, der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Abteilung Musik, Theater, Film, Frankfurt am Main, der Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, dem Stadtarchiv Ulm und der Landesbibliothek Coburg.
Für Auskünfte danke ich schließlich meinen Kolleginnen und Kollegen vom Interdisziplinären Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück, Frau Prof. Dr. Siegrid Westphal, Herrn Prof. em. Dr. phil. Drs. h.c. Klaus Garber, Herrn Prof. Dr. Martin Jung und Herrn Dr. Ludwig Schipmann, ferner Herrn Prof. Dr. Hartmut Laufhütte (Universität Passau) und Frau Dr. Irmtraut Freiberg (Konservatorium Wien).
Osnabrück, im Frühjahr 2012