Steffen Schleiermacher (*1960) Keil
[Sax,Orch] 1998 Dauer: 21'
Solo: S-Sax(T-Sax.Bar-Sax) – 2.2.2.2. – 2.2.2.1. – Schl(3) – Hfe – Klav – Str: mind. 6.5.4.3.2.
UA: Riesa, 30. September 1998
Keil entstand auf Anregung von Johannes Ernst. Die Komposition beginnt mit einer ausgedehnten Kadenz des Solisten, die nur von zwei Trommeln begleitet wird. In dieser Kadenz wird ein für das gesamte Stück wesentlicher Vorgang konstituiert, der im Verlauf der Komposition immer wieder - fast als thematischer Gedanke - auftaucht: ein ausgedehntes Accelerando. In mehreren Anläufen wird der Solist durch die Trommeln von fast beschaulicher Ausarbeitung von exotisch anmutenden Melodie-floskeln zu rasenden, orgiastischen Ornamenten gepeitscht.
Tempomodifikationen wie Beschleunigung und Stauung sind grundsätzliche Gestaltungsmittel in diesem Stück.
Die Partien des Solisten und des Orchesters haben kaum gemeinsame musikalische Gedanken. Wenn sie gemeinsam spielen, erschöpft sich beider Tun auf stockendes Wiederholen und Abwandeln von winzigen musikalischen Gesten oder Motiven. Nur in den Abschnitten, wo der Solist (fast) allein bzw. das Orchester ohne den Solisten spielt, entfalten sich längere musikalische Gestalten.
Der Solist wechselt im Verlauf des Stückes vom Sopransaxophon über das Alt- und Tenor- bis hin zum Baritonsaxophon und unterteilt auf diese Weise das Stück in 4 größere Abschnitte.
Der letzte Teil bildet das Gegenstück zum ersten: Zwar spielt auch hier der Solist allein mit dem Schlagwerk, doch außerordentlich langsam, dabei aber noch ritardierend, in tiefster Lage. Und das Schlagzeug, welches am Anfang durch fast kultisch eingesetzte große Trommeln vertreten war, setzt nun - am Ende - nur noch sehr vereinzelt klir-rende, lang nachklingende Einzelimpulse durch Crotali, Vibraphon und Triangel.
(Steffen Schleiermacher)
CD:
Johannes Ernst (Saxophon), MDR-Kammerphilharmonie, Ltg. Peter Hirsch
CD BMG 74321 73552 2