Kompositionen für Orchester
Als eine geglückte Umsetzung seiner eigenen, in der „Neuen Ästhetik“ formulierten, ästhetischen Forderungen beurteilte Busoni die Komposition der Berceuse élégiaque. Durch Gustav Mahler im Jahr 1911 in New York uraufgeführt und dem Andenken an seine verstorbene Mutter gewidmet, gehört dieses kurze, atmosphärisch dichte elegische Wiegenlied in den Kreis der Sechs Elegien, die Busoni innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren (1909-1919) für eine reduzierte Orchesterbesetzung schrieb. Alle sechs Kompositionen (Berceuse élégiaque, Nocturne Symphonique, Rondo Arlecchinesco, Gesang vom Reigen der Geister, Sarabande und Cortège) stehen in Verbindung zu szenischen Werken, die Busoni zum Teil nie ausgearbeitet hat.
Obwohl Busoni in seinem Entwurf der Programmmusik eine deutliche Absage erteilt, kommt er dieser in seinen Kompositionen zuweilen doch recht nah, beispielsweise in den Werken, denen Märchendramen zugrunde liegen. Hierzu gehört auch das monumentale Concerto op. 39 aus dem Jahr 1904. Dieses Werk gehört mit einer Aufführungsdauer von 70 bis 80 Minuten zu den längsten und pianistisch anspruchsvollsten Klavierkonzerten. Das Konzert gliedert sich in fünf Sätze, wobei ein Chorsatz über die Schlussverse zu Adam Oehlenschlägers Märchenstück Aladdin den Abschluss bildet.
Ein weiteres Orchesterwerk mit szenischem Bezug ist die achtsätzige Turandot-Suite op. 41 (1905), Ergebnis der Beschäftigung Busonis mit der commedia dell’arte Turandot von Carlo Gozzi.