Manuela Kerer (*1980) pro.z.ess
[4St,Ens] 2016 Dauer: 9' Text: Manuela Kerer
Frau (Sopran) - Schlernhex (Mezzosopran) - Phallokrat (Tenor) - Mann (Bass) - Klar.Fag - Pos - Schl - Vl.Va.Vc.Kb
Uraufführung: Graz, Styriarte, 19. Juli 2016
Text von Manuela Kerer unter Verwendung von Prozessakten aus dem 16. Jahrhundert sowie Zitaten historischer Persönlichkeiten und Zitaten aus männer- und frauenfeindlichen Blogs/Websites.
Männer und Frauen verstehen sich nicht, denn sie kommunizieren anders. Das jedenfalls versuchen uns einige Populärwissenschaftler immer wieder beizubringen. Doch was ist dran an dem Klischee? Die Sprache ist mit Sicherheit ein wichtiges Instrument der Gleichberechtigung. Kulturelle Vorgaben und Sozialisierung prägen unser Sprachverhalten seit der Kindheit. Beim generischen Maskulinum sind wir Frauen jedenfalls nicht gemeint. Denn zeigt man Menschen im Gehirnscan Worte wie „weibliche Chirurgen“, reagieren sie irritiert. „Männliche Chirurgen“ machen da weit weniger perplex. Heute können wir zum Glück im Großen und Ganzen offen über Missstände reden. Im 16. Jahrhundert hingegen wurde Frauen oft einfach der Prozess gemacht. Schätzungsweise 50.000 Menschen sind den Hexenverfolgungen der frühen Neuzeit zum Opfer gefallen, davon etwa 80 Prozent Frauen. Viele davon waren Heilerinnen und Hebammen oder entsprachen einfach nicht der damals vorherrschenden Norm. Es waren häufig Frauen, die unabhängig und selbständig lebten und ihre Meinung oft frei äußerten.
Political correctness war gestern. Heute lasse ich meine Protagonisten plakativ sein und bediene Klischees. Ich werfe die Frauenquote, Körbchengrößen, Sixpacks, die Pille, Gefühle und Männerdiskriminierung in einen großen Kessel und rühre kräftig um. Was dabei herauskommt? Eine absurde Gerichtsverhandlung.
(Manuela Kerer, 2016)